Führerschein-Pflichtumtausch: Prototypischer Prozess zur Verfahrensbeschleunigung entwickelt
Eine EU-Richtlinie fordert die EU-weite Vereinheitlichung der Führerschein-Dokumente: Für Kommunalverwaltungen eine enorme Herausforderung. Die Digitale Werkstatt von Lecos hat mit Partnern einen Prozess sowie einen Softwareprototypen entwickelt. Sie könnten den zu erwartenden Mehraufwand in den Führerscheinbehörden deutlich reduzieren.
Bis 2033 sollen ihn EU-weit alle Autofahrerinnen und -fahrer besitzen: einen EU-Führerschein im einheitlichen, fälschungssicheren Scheckkartenformat. Das sieht die EU-Richtlinie 2006/126/EG vor. Laut Bundesdruckerei sind derzeit in Europa mehr als 110 verschiedene Dokumentenformate im Umlauf. Allein in Deutschland sind es vier – vom grauen Lappen über den DDR-Führerschein und die rosa Pappe bis zum moderneren Plastikkärtchen. Ein einheitliches Format würde die Arbeit von Polizei und Behörden deutlich erleichtern. Insbesondere Fahrzeugkontrollen könnten dann deutlich schneller durchgeführt werden.
Rund 43 Millionen Bundesbürgerinnen und -bürger müssen deshalb nun ihren Führerschein umtauschen. Bund und Länder haben dafür ein Stufenmodell beschlossen, das einen schrittweisen Umtausch vorsieht.
Prototypischer Prozess zur Führerschein-Tausch reduziert Mehraufwand für Behörden
Dennoch ist das Vorhaben für die Behörden mit einem deutlichen Mehraufwand verbunden: Nicht nur aufgrund des erhöhten Anfragevolumens. Jeder einzelne Umtausch ist mit zeitaufwändigen, personalintensiven manuellen Prozessen verbunden – von der Prüfung der tatsächlichen Existenz einer Fahrerlaubnis bis hin zur erforderlichen Umrechnung der Führerschein-Klassen. In vielen Fällen liegen die Daten zudem noch auf Karteikarten vor. Das erschwert die Prüfung und macht außerdem eine digitale Abschrift der notwendigen Daten erforderlich.
Das muss einfacher gehen, hat sich das Team der Digitalen Werkstatt gesagt und den Vorgang gemeinsam mit der Fahrerlaubnisbehörde der Stadt Leipzig und einem externen Dienstleister hinsichtlich möglicher Optimierungspotenziale untersucht. Auf Basis der Ergebnisse haben die Partner einen Prozess definiert, der für die Behörde die Personal- und Kostenaufwände minimiert und für die Bürger einen schnelleren Service beim Führerscheinpflichtumtausch ermöglicht.
Rechtssichere Digitalisierung
Die prototypische Lösung sieht in ihrer aktuellen Ausbaustufe vor, zunächst alle Karteikartendokumente – unabhängig von der zeitlichen Umtauschstaffelung für alle Bürger – rechtssicher zu digitalisieren. In einer – dem führerschein-behördlichen Fachverfahren vorgelagerten Software werden die so erfassten Informationen aufbereitet, die Führerscheinklassen in das neue EU-Format automatisiert umgerechnet und weitere notwendige Angaben verifiziert, um die Daten dann über eine Schnittstelle an das Fachverfahren zu übergeben. Anschließend könnte der Standardprozess zur Führerscheinerstellung starten.
In einem nächsten Schritt prüft die Digitale Werkstatt nun gemeinsam mit den Partnern die Wirtschaftlichkeit einer marktreifen Umsetzung, deren Aufwände und mögliche Entwicklungsansätze.
Weitere Informationen auch zu anderen Projekten: https://digitalewerkstatt.lecos.de